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Liebe Brüder und Schwestern,

jeden Tag hören, sehen, lesen wir in den Medien von Tod und Bedrohung des Lebens. Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns aus einer Art Selbstschutz bereits daran gewöhnt. Aber seit ein paar Wochen ist es anders: Die Bedrohung für Leib und Leben ist auch hier bei uns, in Deutschland, in unserem Bundesland, in unserem Landkreis. Wir sind wieder aufmerksamer geworden für die Zerbrechlichkeit des Lebens und für seinen Wert. Die Spannung von Leben und Tod steht auch im Mittelpunkt der Lesungstexte vom heutigen fünften Fastensonntag.

Der Prophet Ezechiel hat im sechsten Jahrhundert vor Christus eine Vision davon, wie Gott alle Gräber öffnet, dem Volk seinen Geist einhaucht und es wieder heim in sein Land bringt. In der damaligen Zeit kannte man im Judentum das noch nicht, was wir Christen unter Auferstehungsglaube verstehen. Diese großartige Vision bezieht sich auf die Rettung des Volkes Israel aus dem Babylonischen Exil. Zwischen 537 und 587 waren die Israeliten gefangen und unter das fremde Volk zerstreut, waren wie Tote in den Gräbern. Doch Gott errettet sein Volk: Er öffnet die Gräber und führt sein Volk heim in sein Land. Er gibt ihm die Hoffnung und das Leben zurück. Erst später wurde die Vision des Ezechiel auch auf die Auferstehung der Toten und somit auf Jesus hin gedeutet.

Im Johannes-Evangelium lesen wir von der Auferweckungsgeschichte schlechthin: Lazarus. Während seines öffentlichen Wirkens hat Jesus viele Wunder getan, darunter auch einige Tote wieder ins Leben zurückgerufen. Aber kein einziges Mal wird so ausführlich darüber berichtet wie bei Johannes. Die Geschichte über Lazarus ist die zeichenhafte Vorwegnahme der eigenen Geschichte Jesu. Als Jesus vom Tode seines Freundes erfährt und sich nicht sofort auf den Weg zu Maria und Marta macht, geschieht das nicht aus irgendeiner Laune heraus. Nicht umsonst sagt er: „Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt.“ Jesus liebt seine Freunde und weiß, wie schwer der Weg sein wird, den sie alle zusammen gehen müssen, wenn er stirbt. Deshalb will er sie darauf vorbereiten. Er selbst spürt den tiefen Schmerz des Verlustes, er weint mit Maria und Marta um seinen toten Freund - so wie später alle um ihn weinen werden. Aber in diesem Moment kann Jesus zeigen, was mit ihm geschehen wird: Er betet zum Vater und ruft Lazarus aus dem Grab zurück ins Leben. Viele Menschen kommen zum Glauben an Jesus. Seine Worte „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ bekommen ihre wahre Bedeutung: Jesus ist stärker als der irdische Tod.

Diesen hoffnungsvollen Glauben verkündet später der Apostel Paulus freudig in seinem Brief an die Römer: „Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.“

Liebe Schwestern und Brüder, in einer Zeit, die manchmal die Hoffnung zu rauben scheint, richtet uns der Glaube an Jesus auf. Er richtet uns auf uns führt uns heraus aus Lethargie und Resignation, zurück ins Leben, aus Dunkelheit zurück ins Licht. Die heutigen Lesungstexte sind über Jahrtausende hinweg Zeugnisse, dass Gott ein Freund des Lebens ist und dass in seiner Nähe das Leben wohnt. Ein ganzes Volk war in Angst - Gott führte es zurück ins Leben; eine Familie war in Trauer - Gott führte sie zurück ins Leben. Jeder und jede Einzelne von uns trägt Gottes lebensspendenden Geist in sich - wir alle werden von ihm zum Leben geführt. Denn so spricht Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Einen Sonntag voller Freude am Leben wünscht Ihnen

Ihre Pastoralreferentin Kerstin Gerlach

Die Lesungen und das Evangelium vom Fünften Fastensonntag stehen Ihnen zum Download zur Verfügung:

 

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