logo

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Bild dieser Marienstatue wurde aufgenommen in einem kleinen Örtchen in der Bretagne. Mir gefiel an dieser Figur sofort, dass sie schon etwas verwittert war. Maria - vom Leben gekennzeichnet und trotzdem immer noch lächelnd.

Bei genauerer Betrachtung fällt noch mehr auf: An Marias linker Seite - vom Betrachter aus rechts - fehlt etwas. Sogar etwas ganz Wesentliches. Diese Maria hatte einmal ein Jesuskind auf ihrem Schoß. Deshalb schaut sie auch so liebevoll und lächelnd zur Seite. Warum wird eine zerstörte Statue nicht entfernt oder restauriert, könnte man fragen. Mich spricht gerade die Unvollkommenheit an. Die Figur an der Seitenwand einer Kapelle in der Bretagne spiegelt wider, was Maria in ihrem Leben erfahren hat. Das Kind, das sie unter schwierigen Umständen zur Welt gebracht und lieb gewonnen hat, wird ihr später gleich mehrmals genommen: Als Zwölfjähriger im Tempel distanziert sich Jesus zum ersten Mal von seinen Eltern; als junger Mann bricht er auf, um seine Botschaft im ganzen Land zu verkünden; mit Mitte dreißig stirbt er einen grausamen Tod am Kreuz. Maria muss ihren Sohn hergeben, dennoch steht sie immer zu ihm, blickt immer liebevoll zu ihm hin.

Liebe Brüder und Schwestern, in Zeiten der Entbehrungen aufgrund der Corona-Krise wird auch unsere Beziehung zu Jesus auf eine harte Probe gestellt. Auch wenn wir jetzt wieder langsam mit gottesdienstlichen Feiern beginnen dürfen - auf den Empfang der Kommunion werden wir wohl noch länger verzichten müssen. Und gerade das ist ja der Ort, wo wir Jesus zutiefst und zuinnerst begegnen. Mit Maria spüren wir die Trennung. Mit Maria dürfen wir uns aber auch vertrauensvoll zu Jesus hinwenden. Jesus ist trotz allem nicht abwesend, er ist immer da. Maria wusste das.

Die Marienfigur hält weiter an ihrem Sohn fest, sie schaut ihn liebevoll an, weil sie ihn ganz nah bei sich spürt.

Vertrauen wir uns ihrem mütterlichen Segen an, dass auch wir in dieser Gewissheit weiterhin durch diese Tage gehen können.

Das wünscht Ihnen allen von Herzen

Ihre Pastoralreferentin Kerstin Gerlach

­