logo

Liebe Schwestern und Brüder!

Aus vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen habe ich eine große Unsicherheit herausgehört, was denn momentan wirklich wichtig und sinnvoll ist. Es geht bei dieser Sorge um den Schutz vor Ansteckung, aber auch um die Sehnsucht nach Nähe zu den Menschen, mit denen man normalerweise so gern und oft zusammen ist. Welches Verhalten ist denn nun richtig, wenn in Politik und Expertenkreisen die Meinungen oft innerhalb weniger Stunden so weit auseinandergehen? Kein Wunder, dass es da auch zu unvernünftigem Handeln bei Teilen der Bevölkerung kommt.

Ich habe natürlich auch keine wissenschaftliche Antwort auf diese Frage, das ist schließlich nicht mein Fachgebiet. Da muss ich einfach meine Ohnmacht zugeben - vielleicht sollten das andere auch, bevor sie zu völlig abstrusen Maßnahmen raten. Es war in der Geschichte schon oft so, dass es zu einem Thema tausende von Meinungen gab und die Menschen damit verwirrt wurden; dass es Scharlatane gab, die unruhige Situationen für ihre Zwecke missbrauchten. Früher nannte man sie zum Beispiel „falsche Propheten“.

Im Evangelium vom heutigen Sonntag bezeichnet Jesus solche Leute als „Diebe und Räuber“. Auch er weiß nämlich genau, wie sehr die Menschen seiner Zeit von Sorgen geprägt sind: Viele sind Tagelöhner, die kaum das Nötigste zum Leben haben; Krankheiten wie Lepra zwingen viele zum Betteln und zur Isolation; die römische Besatzung entzieht der Bevölkerung jegliche Freiheitsrechte. In dieser Situation tauchen immer wieder selbst ernannte Propheten auf, die eine wunderbare Zukunft voraussagen - doch wohl eher, um sich selbst daran zu bereichern. Das sind die „Diebe und Räuber“, von denen Jesus spricht. Sie steigen „anderswo“ in den Schafstall ein, um die Schafe zu verführen (vgl. Joh 10,1). Jesus möchte das Volk vor ihnen warnen und ihnen klar machen, wer der richtige, der „gute Hirt“ ist: „Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.“ (Joh 10,2).

Der gute Hirt ist offen und ehrlich. Er hat es nicht nötig, hinten herum einzusteigen und mit falschen Versprechungen zu prahlen. Jesus hat nie falsche Versprechungen gemacht. Er hat auf das Heil des Reiches Gottes hingewiesen, und ebenso auf das Kreuz, das jeder Mensch zu tragen hat. Aber Jesus schwingt nicht nur große Reden, er trägt auch daran mit. Denn als der gute Hirt will er das Beste für seine Schafe. Er will, dass alle gerettet werden. Denn er ist „gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)

Liebe Schwestern, liebe Brüder, mir persönlich machen diese Worte Jesu in der momentanen unsicheren Lage Mut. Mut, daran zu glauben, dass das Leben nicht nur weitergeht, sondern siegen wird; Mut darauf zu hoffen, dass sich die durchsetzen werden, denen es nicht um Profit, sondern um das Wohl der Menschen geht; Mut, darauf zu vertrauen, dass uns Jesus als unser Hirt sicher durch diese Zeit führen wird.

Einen gesegneten Sonntag und eine Woche voller Mut und Vertrauen wünscht Ihnen

Ihre Pastoralreferentin Kerstin Gerlach

­