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Liebe Schwestern und Brüder!

Auch zwei Wochen nach Ostern hat sich die Lage für uns immer noch nicht wirklich entspannt. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, selbst wenn schon von „Lockerungen“ die Rede ist. Ein überstürztes Wiederaufnehmen der sogenannten Normalität könnte gefährlich sein.

Damit wir nicht am Rad drehen, ist es hilfreich, sich auf Kleines zu konzentrieren. Mir persönlich hat eine Woche Urlaub dabei gut getan. Normalerweise mache in dieser Zeit Ausflüge, besuche Freunde, gehe Shoppen... Dieses Mal habe ich gelesen, telefoniert, morgens lange am Kaffeetisch gesessen und einfach mal den Sonnenaufgang betrachtet. Und ich habe gemerkt, wie entspannend das ist. Und - das sind Dinge, für die es keinen großen Aufwand braucht, die man sich auch für „normale“ Zeiten angewöhnen kann. Das Kleine hat manchmal eine so große Wirkung, wenn man es aufmerksam wahrnimmt. Im heutigen Tagesevangelium erzählt uns Johannes seine Sicht der wunderbaren Brotvermehrung (6. Kapitel, Verse 1-15). Jesus befindet sich mit seinen Jüngern am See von Tiberias, und eine große Menschenmenge ist ihnen gefolgt. Als Jesus merkt, dass sie etwas zu essen brauchen, wendet er sich an seine Jünger: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?“ Andreas, der Bruder des Simon Petrus, entdeckt in der Menge einen kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen. Durch das Gebet Jesu und das gemeinsame Teilen werden alle Menschen satt und es bleiben zwölf Körbe übrig.

Weil Jesus nicht einfach Brot „herbeizaubert“, sondern seine Freunde in das Geschehen einbindet, können sie etwas entdecken, das sie sonst wahrscheinlich übersehen hätten: Einen kleinen Jungen, der das Wesentliche zum satt machenden Mahl beisteuert. Es ist das Kleine, Unscheinbare in dieser Geschichte, das die Menschen erfüllt, das im wahrsten Sinne des Wortes ihren Hunger stillt. Indem sie aufmerksam für dieses Kleine waren, bekommen sie sogar ein Übermass dessen, was sie brauchen: Zwölf Körbe bleiben übrig.

Liebe Brüder und Schwestern, öffnen wir unseren Blick für das Kleine und die täglichen Kleinigkeiten in unserem Leben. Lassen wir uns von dem erfüllen, das wir in „normalen“ Zeiten vielleicht übersehen und nutzen wir die Chance der momentanen Langsamkeit, uns auf die Schönheit des Kleinen zu konzentrieren. Wir werden überrascht sein, wie viele Körbe voll Zufriedenheit und Freude für uns übrig bleiben können.

Das wünscht Ihnen allen für dieses Wochenende und darüber hinaus

Kerstin Gerlach, Pastoralreferentin

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