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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

gibt es sie noch, die Freude? Besonders in der heutigen Zeit und Situation sind mehr Menschen denn je auf der Suche nach ihr, und nicht selten bleiben der erhoffte Erfolg dabei aus. Besorgniserregende Meldungen aus aller Welt fügen sich mit düsteren Zukunftsprognosen und den eigenen Nöten und Ängsten zu einem einengenden Geflecht, einer tiefen Finsternis zusammen, aus der es so einfach kein Entkommen zu geben scheint.

In dieses Stimmungsbild fügt sich die Komplet, das Nachtgebet der Kirche, sehr harmonisch ein - am Ende des Tages, nach Einbruch der Dunkelheit regt diese Gebetszeit dazu an, zurückzublicken auf das, was der vergangene Tag mit sich gebracht hat, auf all die Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücke, die uns geprägt haben. Doch bei einer bloßen Reflexion soll es nicht bleiben, auch und ganz besonders zum Wechsel der Perspektive, zur Vorausschau in die Zukunft, in das Licht des neuen Tages bietet die Komplet Gelegenheit.

In der Großheubacher Pfarrkirche haben die Gottesdienstbesucher am vergangenen Samstag diesen Dualismus plastisch erleben können: Die Dunkelheit der Nacht durchbrachen der Schein der Kerzen und die stimmungsvolle Illumination des Altarraums, der von Effektbeleuchtung in eine meditative Lichtstimmung getaucht und damit gleichsam zum Symbol des Lichts in der Dunkelheit, der Freude wider aller Trübsal wurde. Genau das ist zugleich das Ziel des Gottesdienstprojekts „Stay&Pray“: Kirche im 21. Jahrhundert muss auf die Menschen zugehen und sie von dort abholen, wo sie gerade stehen, in einem Leben, das von zahlreichen Herausforderungen und einer permanenten Dynamik geprägt ist. Hier braucht es Offenheit für Neues und Bereitschaft für das Außergewöhnliche, um auch heute noch am Puls der Zeit zu bleiben. Eine alternative und individuelle Liturgie, aber auch verständliche und vor allem lebensnahe Schriftauslegungen und meditative Impulse anstelle komplexer theologischer Diskurse bieten dabei ein großes Potenzial.

So fanden die Gläubigen aus Großheubach und Umgebung in den Worten des Apostels Paulus, die er einst aus der Gefangenschaft heraus an die Gemeinde in Philippi gerichtet hat, und einer Szene aus dem Film „Into the Wild“ eine Antwort auf die Frage, ob es auch heute noch Grund zur Freude gebe: „Gott hat die Freude überall um uns angelegt. Sie steckt überall drin, in allen Dingen, die wir fähig sind zu erfahren. Die Menschen müssen nur ihre Sichtweise auf diese Dinge verändern!“.

Liebe Leserinnen und Leser: Wenn wir also Gott vertrauen, uns für die Begegnung mit ihm öffnen, unsere Perspektive im Wissen darum, von ihm getragen zu sein, zuversichtlich gen Zukunft ausrichten und unseren eigenen Weg gehen, dann dürfen wir spüren, dass Gott die Freude überall um uns angelegt hat - dass es manchmal auch die kleinen Dinge sind, an denen wir uns erfreuen können. Und: Dass wir auch dann, wenn wir traurig, besorgt oder verängstigt sind, darauf vertrauen können, dass Gott einen Plan für uns und unser Leben hat - und dieser Plan hat ein großes Ziel: Freude.

Dass auch Sie diese Freude in Ihrem Leben spüren mögen, wünscht Ihnen von Herzen

Ihr Jakob Link 

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